Gedanken zum Song "Gegenreaktion"

Komm schon

Wie lange er wohl noch so steht beziehungsweise sich dreht unser Planet? Es würde mir gefallen, wenn wir nicht auf die Hilfe von außen angewiesen wären, sondern wir sehr wohl selbst in uns das Potenzial hätten uns weiter zu entwickeln, dass wir uns tatsächlich selbst eine Welt erschaffen können, in der Frieden, Respekt, Wertschätzung und Liebe die Säulen des Zusammenlebens bilden. Wo das Gemeinsame über dem Trennenden steht und Gegensätze als Bereicherung angesehen werden. Ich habe irgendwo einen Satz gelesen, dessen Autor leider nicht genannt wurde: „Je lauter der Schrei nach Schwarz und Weiß umso bunter muss unsere Antwort sein.“ Für mich stehen wir ganz klar vor einer geistigen Evolution. Alles andere macht für mich auch keinen Sinn. Ich gehe davon aus, dass mich meine Kinder fragen werden, was ich denn dagegen getan hätte, als wir als Menschheit Menschlichkeit und Menschsein völlig aus den Augen zu verlieren drohten? Auf Plastikflaschen zu verzichten, Nestle und Monsanto zu boykottieren und ein paar kritische Texte zu schreiben, wird doch wohl nicht alles gewesen sein?

Ich war in meinen Teenager-Tagen und später als junger Student ein politisch sehr aktives Mitglied der Gesellschaft. Ich habe in Österreich auf der Strasse gegen Atomkraft demonstriert, Flugzettel verteilt, plakatiert wo es nur ging und wir haben gewonnen. Wobei man fairerweise die ausgewiesene Dummheit der damaligen österreichischen Politiker erwähnen sollte, die zuerst ein Atomkraftwerk bauten und erst danach das Volk über die Inbetriebnahme abstimmen ließen. Dann waren wir abermals erfolgreich für das Naturschutzgebiet in den Hainburger Auen auf der Strasse. Doch mit der Zeit wurde mir mein persönliches kleines Leben wohl wichtiger und der Fokus lag für lange Zeit mehr auf meiner Ausbildung und danach auf meiner Karriere als Musiker. Ich habe keineswegs aufgehört kritisch zu denken und Dinge zu hinterfragen, eine Meinung zu haben und auch öffentlich Stellung zu beziehen. Dennoch wurde ich was politisches Engagement anbelangt immer passiver. Auch die Tatsache, dass ich als EU-Ausländer zwar auf kommunaler Ebene nicht aber bei Bundestagswahlen meine Stimme abgeben darf, sei hier als eine mir selbst zurechtgelegte lapidare Ausrede für meine Passivität entlarvt. Dennoch würde ich es in der Tat sehr befürworten, denn ich lebe nun mal hier in Deutschland und würde gerne dort, wo ich als EU-Bürger meine Steuern zahle, auch mein Mitsprache- und Wahlrecht wahrnehmen.

Besonders seit ich Vater geworden bin, spüre ich wieder eine stetig steigende Verantwortung. Ich sehe, lese und höre von so vielen unfassbaren und absolut nicht nachvollziehbaren Schweinereien, die von unseren Politkern in kaum noch zu vertuschender Absprache mit den Lobbyisten über den Tisch gezogen werden. Meldungen wie Deutschland würde sich beim Thema Genmais einfach seiner Stimme in den entscheidungstragenden Gremien enthalten, die Bereitschaft Wasser zu privatisieren, oder die Ausbeutung von Kindern als billige Arbeitskräfte oder gar Soldaten, um nicht einmal die Spitze des Eisbergs an zum himmelschreienden Ungerechtigkeiten zu nennen, machen mich wütend. Gott sei Dank spüre ich jedes Mal sofort, dass Wut mich keinen einzigen Meter weiter bringt. All diese Kriege, dieses Leid, jeden Tag ein neuer Skandal ist wie ein weiterer Tropfen in mein sich langsam dem Überlaufen nähernden persönlichen Fass der Fassungslosigkeit. Jeden Tag spüre ich, wie es voller und voller wird und ich frage mich, wann kommt der Tag, an dem ich wieder friedlich auf die Strasse oder zumindest politisch aktiv werden muss, um einfach das wichtigste in dieser Zeit überhaupt zu tun: Klar und deutlich Stellung zu beziehen.

Ich versuche wo und wann auch immer Gespräche mit Menschen zu führen, die geprägt sind von gegenseitigem Respekt und dem Anerkennen einer anderen Meinung. Ich treffe glücklicherweise bedeutend mehr Leute, die ein Licht in sich tragen und dieses immer mehr zum Leuchten bringen wollen, als Menschen, die sich der dunklen Seite der Macht zuwenden. Ich treffe Menschen, die aktiv sind und die einem nicht sagen, was man sehen, sondern wo man hinschauen soll, um etwas zu lernen oder zu erfahren. Wir befinden uns meines Erachtens in der Mitte von Starwars und die dunkle Seite der Macht kämpft mit allen Mitteln um die Weltherrschaft. Ich bin kein Jedi, aber ich glaube auch an die Kraft meines kleinen Lichts in mir und ich stelle es immer wieder in die Dunkelheit. Jeden Tag.

Liebe ist meine Antwort!

 

 

* Auszug aus meinem Buch "Der Feinripp-Macho"